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Impuls zum 25. Mai 2025

Zum 6. Sonntag in der Osterzeit

Von Veronika Hüning (Höhbeck im Wendland), pax christi Diözesanverband Hildesheim

Wir haben von Jesus Frieden geerbt

Lied: Wenn wir das Leben teilen (GL 474)

Joh 14, 23-29
Dieser Abschnitt aus dem Johannesevangelium gehört zu den Abschiedsreden Jesu. Er versetzt uns in eine Situation vor dem Osterereignis, noch vor der Leidensgeschichte Jesu, vor seiner Verhaftung. Jesus ahnt offenbar, dass ihm das Todesurteil bevorsteht. Er will seine Jünger und Jüngerinnen trösten. Er verspricht ihnen den Beistand des Heiligen Geistes und sagt seine Wiederkunft voraus. Und er spricht das großartige Wort, von dem wir leben, auch als pax christi: „Frieden hinterlasse ich euch. Meinen Frieden gebe ich euch. Nicht einen Frieden, wie die Welt ihn gibt.“

Was ist das für ein Frieden, „wie die Welt ihn gibt“? – Ich kann mir drei Arten von einem solchen Frieden vorstellen:

Gesetze und Sanktionen
Zum einen gibt es eine gesellschaftliche Ordnung, die durch Gesetze und feste Strukturen aufrechterhalten wird. Raub und Mord sind verboten und wer dagegen verstößt, wird verfolgt und bestraft. Diese Ordnung soll das friedliche Zusammenleben ermöglichen, aber sie braucht Macht und manchmal auch Gewalt, um bestehen zu können: Polizei, Gerichte und Gefängnisse.

Klare Herrschaftsverhältnisse
Des Weiteren gibt es Herrschaftsverhältnisse, in denen die einen die anderen unterdrücken. Die einen befehlen, die anderen müssen gehorchen. Die einen besitzen viel, die anderen werden ausgebeutet. Es wird kein Krieg geführt; deshalb sieht es nach Frieden aus. Man spricht von „Stabilität“. Zu der Zeit Jesu waren es die Römer, die in Israel das Sagen hatten und die halbe bekannte Welt beherrschten. Heute funktionieren Weltwirtschaft und internationale Handelsbeziehungen so: Die einen profitieren; andere leiden Mangel. „Friedliche Verhältnisse“, aber auf Kosten der Schwachen und Armen.

Drohung und Abschreckung
Und schließlich gibt es einen Frieden, der durch Abschreckung und gegenseitige Bedrohung mit Waffengewalt gesichert werden soll. Viele sind davon überzeugt, dass der langjährige Frieden in Europa darauf gründete, dass West und Ost ein sog. Gleichgewicht des Schreckens erreicht hatten. Darauf, dass beide so viele Atomwaffen besitzen, dass keine Seite die andere anzugreifen wagt. Diese Friedenssicherung baut auf Rüstung und Einschüchterung. Und diese Vorstellung hat gerade wieder Konjunktur.

Nicht wie die Welt ihn gibt
Jesus hat uns nicht einen solchen Frieden hinterlassen. Sein Friede ist von ganz anderer Art. Jesus war Jude und kannte die Heiligen Schriften der Juden gut, kannte die Botschaften der Propheten. Auch die Verheißung des Friedensreiches, in dem Gott allein die Herrschaft hat. Frieden war und ist für die Juden „Shalom“. Damit ist etwas ganz Umfassendes gemeint: gerechte Verhältnisse, Harmonie zwischen den Menschen, Leben im Einklang mit der Natur, Ehrfurcht vor Gott, Wohlergehen aller, vollkommenes Glück.
Jesus hat seiner Jüngerschaft diesen Frieden hinterlassen, indem er das Reich Gottes nahe gebracht hat: Er hat Menschen geheilt und von Dämonen befreit; er hat Menschen aufgerichtet, mit Ausgestoßenen gegessen, Gesetzesbrecher umarmt; er hat Menschen ihre Schuld vergeben und sie mit Gott, seinem Vater, versöhnt. Das ist ein Frieden, den die Welt nicht geben kann! Für seine Jüngerschaft hat er ein bleibendes Beispiel gegeben.

Frieden hinterlasse ich euch
Wenn Jesus auch uns diesen Frieden hinterlassen hat – was fangen wir mit seinem Erbe an? Sein Friede ist vielleicht wie ein Samenkorn, das er uns ins Herz gepflanzt hat. Wenn wir es wachsen lassen, können wir seine Früchte teilen und so Frieden verbreiten. Ich denke, jede und jeder von uns kann etwas zu dem Frieden beitragen, den Jesus uns zugesagt hat, jeder mit seinen Fähigkeiten und jede an dem Ort, wo sie lebt. Zum Beispiel in der Gesellschaft für eine gerechte Verteilung der Güter eintreten. Ausgegrenzte einbeziehen. Verzeihen und nach einem Streit den ersten Schritt auf den anderen zugehen. Die Umwelt schützen. Auf Gott vertrauen. Er wird am Ende der Zeiten den umfassenden und endgültigen Frieden schenken, den die Welt nicht geben kann.

Gebet
Wir danken dir, guter Gott, dass wir zu dir kommen dürfen und bei dir wohnen werden. Jesus hat uns das zugesagt, wenn wir in seiner Liebe bleiben. Schenke uns deine Liebe immer wieder neu, denn ohne sie können wir die dunklen Stunden unseres Lebens nicht bestehen. Wenn wir deine Nähe spüren, können wir zuversichtlich und hoffnungsfroh unseren Weg gehen. Wir vertrauen darauf, dass dein Geist uns führt. Er ist der versprochene Beistand, der uns tröstet und ermutigt, wenn wir unsere Schwachheit spüren. Er wird uns immer weiter führen, bis wir die Wahrheit ganz und gar erkennen, wenn wir dich von Angesicht zu Angesicht schauen dürfen, in dem Reich, wo Gerechtigkeit und Frieden sich küssen. 

Lied: Herr, unser Herr, wie bist du zugegen (GL 414)